Vergesslichkeit=Demenz?
P W. | 16. Oktober 2015Im Info-Brief 04-2015 wurde dazu folgender Beitrag veröffentlicht:
Wir leben in einer „alternden Welt“. Noch nie wurden in Deutschland Menschen so alt wie jetzt. Bei dieser erfreulichen Veränderung der Altersstruktur waren besonders Hygiene, bessere Ernährung sowie die Bekämpfung der Infektionskrankheiten erfolgreich, mehr als wegweisende medizinische Eingriffe.
Trotz aller Fortschritte bleibt die Krankheit wohl auch in Zukunft das begrenzende und abschließende Element unseres Daseins. Dass ein Leben in der Regel ohne Erkrankung ausläuft, gewissermaßen mit dem Ablauf der genetisch eingestellten Uhr, ist selten.Viele der alten Mitbürger, die offenbar aus voller Gesundheit heraus versterben, weisen bei genauer Untersuchung organische Störungen auf. Nach wie vor stirbt man nicht am Alter an sich, sondern an Krankheiten.
Die Vielzahl der Beschwerden wächst mit den Jahren und führt dazu, dass mehr als jeder dritte mehrfach belastet ist: Gefäßleiden, insbesondere Arteriosklerose der Herz- und Hirngefäße, Krankheiten der Atmungsorgane, rheumatische Leiden der Muskeln und Gelenke sowie Krebs. Vor allem aber sind es auch bestimmte seelische Störungen, die mit gestiegener Lebenserwartung deutlich zunehmen. Das sind auf der einen Seite depressive und Angsterkrankungen, auf der anderen Seite hirnorganische Veränderungen im Sinne einer Demenz.
In der vorherrschenden Medienpolitik wird der Anschein erweckt, dass es der Pharmaindustrie gelingen wird, ein Medikament zu entwickeln, mit dem wir uns gegen Alzheimer „impfen“ lassen können. Bis dahin seien wir dem „Schicksal“ ausgeliefert, an den verschiedenen Formen der Demenz zu erkranken. Als „Beweis“ werden Statistiken bemüht, die eine erschreckende Zunahme demenzieller Erkrankungen in den letzten Jahren aufzeigen und es werden Prognosen abgegeben, dass die Anzahl der in Deutschland demenziell erkrankten Menschen bis 2030 auf etwa
2,5 Millionen ansteigen wird. Dass auf der Grundlage dieser erschreckenden Szenarien viele Milliarden EURO an Forschungsgeldern und Fördermitteln zum Thema Alzheimer-Krankheit leichter bewilligt werden und sich darüber hinaus die Karrieren von Medizinern und Politikern ausgezeichnet entwickeln lassen, wird dabei schnell übersehen. Nennenswerte Erfolge bei der vorbeugenden Bekämpfung der Alzheimer Krankheit hat es im Bereich der Pharmaindustrie bisher nicht gegeben und wird auch nicht zu erwarten sein. Warum ist das so?
Der rasante Anstieg der an Alzheimer Erkrankten ist weder ein genetisches noch altersbedingtes Schicksal. Eher schon ein kulturelles Schicksal, genau wie der Altersdiabetes, der seine Ursachen im Übergewicht, Bewegungsmangel und der Vorliebe für eine kohlenhydratreiche Ernährung hat. Umgekehrt bedeutet das: Normalgewicht, körperliche Aktivitäten und eine gesunde Ernährung heilen Diabetes Typ 2 – sofern rechtzeitig gehandelt wird.
Daher scheint bereits schlüssig bewiesen, dass viele Faktoren, denen die Zunahme der Herz Kreislauf Erkrankungen und des Altersdiabetes zu geschrieben wird, in gleichem Maße die Alzheimer Erkrankung fördern. Es kommt also weniger darauf an, ob und wann die Pharmaindustrie die Pille gegen die Alzheimer Krankheit findet, sondern dass wir selbst unser Leben entsprechend gestalten, um einer Alzheimer Erkrankung vorzubeugen. Gesunde Ernährung, viel Bewegung, das bewusste Eingehen auf geistige Herausforderungen und eine aktive Teilhabe im sozialen Umfeld sind von jedem Menschen selbst beeinflussbare Faktoren, die einer Alzheimer Krankheit, aber nicht nur dieser Erkrankung, vorbeugen. Wir fordern von den Politikern, dass sie ihr Engagement erhöhen und sich verstärkt um die Bereitstellung finanzieller Mittel bemühen, die zur Aufklärung unserer Bürger, von der Kindheit bis ins Alter, dazu beitragen, wie man sein Leben gesund, bewusst und aktiv gestaltet.
Der freien Marktwirtschaft mit ihren bewusst fehlerhaften Werbeaussagen ist durch die Ministerien für Ernährung und Landwirtschaft sowie für Justiz und Verbraucherschutz verstärkt entgegen zu treten. Es geht nicht nur darum, die Werbung für Tabak zu verbieten. Die Schädlichkeit des übermäßigen Alkoholkonsums ist genauso bewiesen wie die eines zu hohen Zucker bzw. Kohlehydrat Konsums.
Trotzdem wird tagtäglich der Verbrauch diesbezüglicher Produkte intensiv beworben. Es wird daher Zeit, dass mehr Anstrengungen auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen unternommen werden, um die „krank machende“ Wechselwirkung zwischen der Lebensmittelindustrie („mit dem, was ihr esst, werdet ihr krank“) und der Pharmaindustrie („wir versuchen, die Symptome eurer Krankheit zu mildern, indem ihr unsere teuren Medikamente einnehmt“) zu durchbrechen. Der Vorbeugung vor demenziellen Erkrankungen ist mindestens genau so viel gesellschaftliche Aufmerksamkeit zu widmen wie dem Umgang und der Betreuung der an Alzheimer Erkrankter und deren Angehörigen.
Michael Ave-Lallemant
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